Aktionsfeld für dieses Outdoor Modul ist ein durch ein Seil abgegrenzter Bereich, der den Säureteich darstellt. In diesem Teich ist auf einer kleinen Insel, kenntlich gemacht durch einen großen flachen Stein oder ein Brett, ein Schatz versteckt. Dieser soll von der Gruppe in Zusammenarbeit geborgen werden. Dabei darf der Teich nicht betreten oder berührt werden, weil sein Wasser stark säurehaltig ist und umgehend zu Verätzungen führt.
Instruktion durch den Outdoor Trainer
„Stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Der durch das Seil abgetrennte Bereich entspricht bei diesem Outdoor Modul einem Säureteich. In diesem Säureteich ist ein Schatz verborgen, nach dem Ihr Team schon so lange gesucht hat. Ihre Aufgabe besteht nun darin, gemeinsam diesen Schatz zu bergen.
Das Wasser in diesem Teich ist aber stark säurehaltig und darf nicht berührt werden. Sollte es doch zu einer Berührung des säurehaltigen Wassers kommen, muss das betreffende Teammitglied sofort umkehren und erhält dann von den außen stehenden Teammitgliedern ein Gegenmittel. Erst danach kann der Schatzsuchende wieder neu mit der Schatzbergung beginnen.
Als Hilfsmittel bei der Schatzsuche steht Ihnen lediglich dieses Seil zur Verfügung. Selbstverständlich können Sie auch die hier im Gelände verfügbaren Materialien nutzen. Bitte überlegen Sie nun, wie Sie vorgehen wollen, um den Schatz erfolgreich bergen zu können.“
Bevor die Teilnehmer mit der Bergung des Schatzes beginnen, bitten Sie diese, Ihnen kurz zu beschreiben, welche Vorgehensweise sie planen. Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Person, die den Schatz bergen soll, entsprechend abgesichert wird und auch sonst keine Unfallquellen eröffnet werden.
Einige Beobachtungstipps für den Trainer
- Sind alle Teammitglieder an der Planung der Strategie für die Schatzsuche im Säureteich beteiligt?
- Gibt es Wortführer im Team?
- Gibt es Teammitglieder, die nicht zu Wort kommen?
- Beschließt das Team die Strategie für die Schatzsuche einheitlich oder wird die Ansicht eines oder mehrer Wortführer akzeptiert?
- Welche Kriterien werden bei der Auswahl einzelner Teammitglieder für die Bergung des Schatzes im Säureteich angewandt?
- Akzeptiert der Auserlesene seine Aufgabe oder hat er oder sie sich sogar dafür angeboten?
- Wird ein Probelauf außerhalb des Säureteichs durchgeführt?
- Wird die Sicherheit des Schatzsuchers ausreichend berücksichtigt?
- Wie kommunizieren die Teammitglieder miteinander während der Bergung des Schatzes?
- Gibt es jemanden, der das Team / oder jeweils ein Teilteam anführt?
- Wodurch wurde er zum Teamleader?
- Gibt der Teamleader Anweisungen oder melden sich alle im Team zu Wort?
- Wie reagieren die Teammitglieder, wenn der Schatzsucher mit dem Säuresee in Berührung kam und zurückkehren muss?
- Wie reagiert das Team, wenn die geplante Vorgehensweise in der Praxis nicht funktioniert?
- Wie geht das Team mit solchen Schwierigkeiten um?
- Gelingt es dem Schatzsucher den Schatz erfolgreich mithilfe der Unterstützung durch die anderen zu bergen?
- Auf welche Weise gelingt es dem Team letztendlich, den Schatz erfolgreich zu bergen?
Einige der möglichen Lernziele
- Problemlösungskompetenz
- Planen des gemeinsamen Vorgehens
- Einschätzung von Stärken bei sich selbst und bei anderen für die Unterstützung des Teams bei der Aufgabenlösung
- Auswahl der geeigneten Person für die Schatzsuche
- physische Koordination
- verbale Kommunikation
- Kooperationskompetenz
- Koordination des gemeinsamen Handelns
- Fähigkeit, andere zu gemeinsamen Handeln zu bringen
- Vertrauen in das Team
- Vertrauen in die Fähigkeiten der anderen Teammitglieder
- Gefühl der Sicherheit im Team
- Kreativität
Reflexion / Transfer
Nach Beendigung der Schatzsuche im Säureteich können Sie als Outdoor Trainer den Teammitglieder beispielsweise folgende Fragen stellen:
Offene Einstiegsfragen
- Wie schwierig war es für Sie, die Aufgabe im Outdoor Modul Schatz im Säureteich zu lösen? War es eine eher leichte, mittelschwere oder schwer zu lösende Aufgabe?
- Wie kamen Sie als Team mit der Aufgabenstellung klar?
- Sind Sie mit Ihrer Zusammenarbeit im Team zufrieden?
- Was ist Ihnen gut gelungen, was weniger gut?
Konkrete Nachfragen zur Reflexion in Bezug auf die Beobachtung durch den Trainer
- Waren alle Teammitglieder an der Entwicklung der Vorgehensweise für die Schatzsuche beteiligt?
- Sofern nicht alle beteiligt waren: was könnten die Gründe dafür sein?
- Gab es Teammitglieder, die nicht zu Wort kamen?
- Beschloss das Team die Strategie für die Schatzsuche einheitlich oder wurde die Ansicht eines oder mehrer Wortführer akzeptiert?
- Welche Kriterien wurden bei der Auswahl einzelner Teammitglieder für die Bergung des Schatzes im Säureteich angewandt?
- Akzeptierte der Auserlesene seine Aufgabe oder bot er oder sie sich sogar dafür an?
- Wie kommunizierten die Teammitglieder miteinander während der Bergung des Schatzes?
- Gab es jemanden, der das Team / oder jeweils ein Teilteam anführt?
- Wodurch wurde er zum Teamleader?
- Gab der Teamleader Anweisungen oder meldeten sich alle im Team zu Wort?
- Wie war die Reaktion der Teammitglieder, bei der Rückkehr des Schatzsuchers, nachdem er mit dem Säuresee in Berührung gekommen war?
- Wie verhielt sich das Team, wenn die geplante Vorgehensweise in der Praxis nicht funktionierte?
- Wie ging das Team mit solchen Schwierigkeiten um?
- Konnte der Schatzsucher mithilfe der Unterstützung seiner Teammitglieder den Schatz erfolgreich bergen?
- Auf welche Weise gelang es dem Team letztendlich, den Schatz erfolgreich zu bergen beziehungsweise, warum gelang es nicht?
Folgende Fragen an die Teilnehmer sind in Bezug auf den Transfer hilfreich
- Gibt es in Ihrem Berufsalltag Situationen, Projekte oder Aufgaben, die Sie ohne die Unterstützung anderer Kollegen Ihres Teams nicht bewältigen können? Welche sind es?
- Welchen Part im Team spielten Sie bisher am Arbeitsplatz bei einem solchen Projekt?
- Welche der beim Säureteich Modul gesammelten Erfahrungen helfen Ihnen künftig, vergleichbare Teamaufgaben im Beruf besser bewältigen zu können?
- Wie werden Sie in Zukunft vergleichbare Aufgaben planen?
- Worauf werden Sie künftig mehr achten bei der Aufgabenverteilung im Team?
- Meinen Sie, dass Sie durch Ihre Erfahrung im Umgang mit unvorhersehbaren Schwierigkeiten während der Teamaufgabe im Modul Schatz im Säureteich in Zukunft auch mit vergleichbaren Problemen im Berufsalltag besser umgehen können?
- Was werden Sie nun anders machen, wenn es Schwierigkeiten bei der Aufgabenbewältigung gibt?
Technische Informationen
Anforderungen an das Gelände
Ein freies Gelände in dem durch das Seil ein Säureteich von 5 bis 10 m Durchmesser abgegrenzt werden kann. In dem Gelände kann nach Variation auch ein Baum angrenzend stehen, oder sogar zwei oder mehr. Die Teammitglieder können die örtlichen Bedingungen, also z. B. Bäume mit in die Strategie zur Aufgabenlösung einbeziehen.
Benötigtes Material
Für das oben beschriebene Modul des Schatzes im Säureteich werden ein bis zwei Seile von ca. 30 m Länge zum Begrenzen des Teiches benötigt. Das Seil, das als Hilfsmittel vom Team benutzt werden darf, sollte mindestens ca. dreimal die Länge des Durchmessers des Teiches haben. Alternativ können dem Team auch mehrere kürzere Seile zur Verfügung gestellt werden.
Für den Schatz benötigt man eine Schatztruhe oder einen Eimer oder anderen Behälter, der z. B. mit so vielen Süßigkeiten oder anderen Leckereien gefüllt wird, wie Personen im Team sind. Auch ein Bezug zum Unternehmen kann hier gut hergestellt werden. Als kleine Insel im Säureteich, auf der der Schatz versteckt ist, kann evt. ein Brett, ein großer Stein oder auch nur ein Tuch dienen. Als „Heilmittel“ gegen die Berührung mit der Säure kann ein kleiner Stein dienen oder ein anderer, vom Team ausgewählter Gegenstand.
Material für die Variationen: 2 Karabiner, 1 Klettergurt, 1 Helm, und u. U. Reepschnur und Bandschlinge von je ca. 2 m, 1 Augenbinde, 1 Paar säurefeste Handschuhe, 1 breites langes Tuch.
Teilnehmerzahl
Je nach Variation und Teamzusammensetzung mindestens 5 bis 10 Teilnehmer pro Team.
Anforderungen an die Teilnehmer
Physisch: mittel bis schwierig
Mental: mittel
Zeitbedarf
Ca. 60 – 90 Minuten
Einige Variationen des Outdoor Moduls Schatz im Säureteich
Zum Outdoor Modul Schatz im Säureteich gibt es sehr viele Variationsmöglichkeiten. Das Modul kann auch mehrfach in unterschiedlichen Variationen durchgeführt werden. Bei allen Modulen ist durch Rücksprache zwischen Team und Trainer sicherzustellen, dass die geplanten Schritte unter Gewährleistung der Sicherheit aller Teilnehmer durchgeführt werden können. Einige Variationen dieses Outdoor Moduls werden nun kurz vorgestellt:
1. Sobald ein Teammitglied mit dem ätzenden Wasser im Säureteich in Berührung kommt, führt dies zur sofortigen Blindheit. Die betreffende Person muss dann umgehend zu den anderen Teammitgliedern zurückkehren, um sich die Augen verbinden zu lassen. Es muss dann entschieden werden, ob diese Person „blind“ die Aufgabe weiterführen soll oder ob ein anderes Teammitglied die Schatzbergung fortführen soll.
Zusätzliche Lernziele
- Entscheidungskompetenz
- Kommunikation und Kooperation mit dem „blinden“ Teammitglied
- Rücksicht auf die Schwächen anderer
- „Blindes“ Vertrauen in die Anweisungen der anderen Teammitglieder
- Klare verbale Kommunikation für den „blinden“ Kollegen
2. Die Regel ist ähnlich wie in Variation 1, nämlich dass eine Berührung mit der Säure sofort zur Blindheit führt. Nur bei dieser Variante kann dann das betreffende Teammitglied nicht weiter den Schatz bergen, sondern es muss ein anderer hierzu ausgewählt werden.
Zusätzliches Lernziel
- Gesteigerte Verantwortung aller Teammitglieder, die Aufgabe zu bewältigen
3. Die Teilnehmer erhalten zu Beginn der Übung neben dem Seil noch weitere Gegenstände: 1 Klettergurt, 2 Karabiner, 1 Helm, Reepschnur und Bandschlinge von je ca. 2 m, 1 Tuch und 7 weitere Gegenstände, aus denen sich das Team fünf auswählen darf als Hilfsmittel.
Zusätzliche Lernziele
- vorausschauendes Denken und Handeln
- Entscheidungskompetenz
- Planungskompetenz
- Umgang mit Ressourcen
4. Anstelle eines Schatzes kann es auch darum gehen, dass ein Teilnehmer der Gruppe von der Insel im Säureteich gerettet werden soll, ohne dass jemand aus dem Team oder der zu Rettende mit dem Säureteich in Berührung kommt.
Zusätzliches Lernziel
- Kreativität
Ist das nicht zu gefährlich für ein Outdoor Training? Selbst aus 1 Meter Höhe kann doch ein Sturz immense Verletzungen hervorrufen! Was ist, wenn sich Teilnehmer das Seil um Gliedmaßen wickeln, z.B. um die Hand, um fehlende Greifkräfte auszugleichen? Sie könnten sich damit die Blutzufuhr abschneiden. Was ist, wenn auf einer Seite plötzlich einige das Seil loslassen? Den anderen schießt es den anderen durch die Hand – enorme Verbrennungen wären die noch geringste Folge. Überlegen Sie mal!
Guten Tag Herr Becker,
Sie nennen die typischen Fälle, auf die der Outdoor Trainer zu achten hat!
Das Nicht-Wickeln des Seils um die eigene Hand muss vom Trainer unbedingt vorher angesprochen werden. Das gehört zu den basalen Hardskills der Outdoor Trainer bei jeglichem Seileinsatz und Rope Outdoor Modulen.
Gegen den Sturz aus 20 – 40 cm Höhe (durch die Gewichtskräfte des Schatzsuchers kann selbst bei großen Gruppen nicht mehr Höhe erreicht werden) helfen Sicherung, Klettergurt, Karabiner und weicher Untergrund.
Der dritte Fall (Verbrennungen am Seil) ist ebenfalls ein Szenario, das generell bei Seileinsatz denkbar ist. Es gehört nicht nur in die Sicherheitseinweisung; Outdoor Trainer haben die Gruppe zu beobachten und ggf. einzugreifen. Verbrennungen können bei diesem Outdoor Modul jedoch nicht eintreten, da der Zug des Seils bereits in 20 – 40 cm ausgeglichen ist.
Ich habe heute, angeregt durch Ihren Beitrag, bei den anderen Outdoor Trainern nachgefragt: Es hat noch keiner erlebt, dass einige Teilnehmer den Kollegen am Seil gleichzeitig losgelassen haben. Oje! Solch ein Verhalten wäre vermutlich erst einmal das Ende der Hoffnung aller auf bessere Zusammenarbeit in der Gruppe…
Beste Grüße
Das 1. Outdoor Training Team
Interessante Sache! Vor allem, wenn man es mit Kunden durchführt und ein Produkt als „Schatz“ (=Objekt der Begierde, Ziel aller Anstrengungen) verwendet.