Fackelwanderung bzw. Fackellauf sind besonders gut als stimmungsvoller Ausklang eines Outdoor Trainingstages einsetzbar. Ein denkbares Lernziel dieser Aktivität ist der vorausschauende, schonende und zugleich einfallsreiche Umgang mit knappen Ressourcen im Unternehmen.
Vor wenigen Tagen haben wir die Fackelwanderung als denkbares Modul in einem Outdoor Training bzw. zum Abschluß eines Outdoor Trainingstages vorgestellt (Beliebte Outdoor Training Module: Fackellauf). Nicht in jedem Falle macht es Sinn, an die Fackelwanderung eine Reflexionseinheit anzuschliessen: Die Metaphern der gemachten Erfahrungen wirken ohne weiteres Zutun des Outdoortrainers.
Die Fackelwanderung spricht für sich
Sobald wir als Outdoortrainer jedoch das Erfordernis oder den Bedarf bei den Teilnehmern erkennen, über die Ereignisse und Erfahrungen zu sprechen, sollten wir ein paar zum Nachdenken anregende Fragen parat haben. Viele der bei dieser Reflexion anzusprechenden Aspekte ergeben sich aus dem Verlauf des Outdoor Moduls und den jeweiligen Vorgehensweisen der Gruppe. Hier ist das scharfe und geschulte Auge des Outdoortrainers gefragt.
Nachfolgend finden Sie ein paar eher „pauschale“ Fragen, um zusammen mit den Teilnehmern erkannte Einstellungen, Denk- und Verhaltensweisen zu thematisieren. Außerdem haben wir für Sie ein paar technische Informationen (z. B. benötigtes Material, Zeitbedarf, Gelände) sowie einige Varianten der Fackelwanderung mit zusätzlichen Lernzielen zusammengestellt.
Reflexion / Transfer der Fackelwanderung
Nach der Fackelwanderung können Sie als Outdoortrainer folgende Fragen zur Reflexion stellen:
- Wie gingen Sie bei der Verteilung der Fackeln und Feuerzeuge vor?
- Haben Sie die zur Verfügung stehenden Fackeln gezählt?
- Warum hat Herr XY die Fackeln verteilt und sich nicht jeder selbst Fackeln genommen?
- Wie viele Fackeln haben Sie sich pro Person genommen?
- Was passierte, als einige Teilnehmer keine Fackel mehr bekamen?
- Was war der Grund dafür?
- Hat jeder von Ihnen die zur Verfügung gestellten Informationen gelesen?
- Wer las sie und wer nicht?
- Haben diejenigen von Ihnen, die gelesen haben, wie lange die Fackeln brennen werden, sich anders verhalten als diejenigen, die die Information nicht gelesen hatten?
- Haben Sie die anderen informiert, dass die Fackeln nicht so lange brennen, wie der Fackelllauf voraussichtlich dauern wird?
- Welches Verhalten resultierte daraus – bei Ihnen und bei den anderen, die nicht Bescheid wußten?
- Zündeten Sie alle direkt Ihre Fackel an? Warum?
- Gab es Teilnehmer, die erst mal losgingen, ohne ihre Fackel anzuzünden? Warum taten Sie das?
- Wie war Ihre Reaktion, als die Fackeln nacheinander mitten auf der Wegstrecke ausgingen?
- Welche weitere Vorgehensweise hatten Sie sich daraufhin überlegt, bevor Sie wussten, dass ich einige Fackeln als Reserve mitführte / dass Sie kurz darauf wieder neue Fackeln erhalten würden, um den Weg nicht im Dunkeln gehen zu müssen?
- Welche Erfahrung nehmen Sie aus der Fackelwanderung mit?
- Worauf werden Sie in Zukunft mehr achten?
Im Anschluss an die Reflexionsfragen folgen Fragen zum Transfer in den Alltag:
- Haben Sie im Berufsleben schon einmal Situationen erlebt, in denen Ihnen dringend benötigte Ressourcen ausgingen? Welche Situationen waren das zum Beispiel?
- Was taten Sie bisher in solchen Situationen?
- Auf welche Weise können Sie die soeben bei der Fackelwanderung gesammelten Erfahrungen auf solche Situationen im beruflichen Alltag übertragen?
- Was werden Sie in Zukunft im Umgang mit Material oder Hilfsmitteln anders machen?
- Wie ist der Umgang mit Ressourcen in Ihrem Arbeitsbereich bisher geregelt?
- Gibt es im Unternehmen bereits eine Strategie bezüglich eines möglichst schonenden / kostensparenden Umgangs mit Ressourcen?
- Können Sie sich Veränderungen vorstellen oder diese möglicherweise selbst anregen?
- Wie können Sie Ihre Erkenntnisse aus der Fackelwanderung zum vorausschauenden und schonenden Umgang mit Ressourcen auf Ihren Arbeitsbereich / Ihr Unternehmen / Ihren beruflichen Alltag übertragen?
- Was werden Sie künftig anders machen?
- Was werden Sie – angeregt durch die Erfahrung bei der Fackelwanderung – bezüglich der gegenseitigen Information und Unterstützung im Team verändern?
Technische Informationen zur Fackelwanderung
Anforderungen an das Gelände
Als Gelände für eine Fackelwanderung ist praktisch jeder gut begehbare Weg geeignet, sofern Fackelzüge in dem vorgesehenen Gelände grundsätzlich stattfinden dürfen. Es gilt also zunächst die regional gültigen gesetzlichen Regelungen (z.B. Polizeiverordnung PVO) zu beachten, die sich von Ort zu Ort unterscheiden: Während in einigen Städten Fackelzüge generell verboten sind, müssen diese anderswo vorher genehmigt werden oder dürfen nur mit Wachsfackeln, nicht aber mit Pechfackeln durchgeführt werden. Es empfiehlt sich daher dringend, sich ortsabhängig rechtzeitig vor der geplanten Fackelwanderung zu informieren.
Grundsätzlich ist außerdem darauf zu achten, dass die Fackeln keinen Brandschaden anrichten können.
Benötigtes Material
Fackeln in ausreichender Zahl berechnet nach Anzahl der Teilnehmer und des gewünschten Schwierigkeitsgrads oder des Lerneffekt, der erzielt werden soll. Da es im Handel Fackeln unterschiedlicher Brenndauer gibt, können Sie als Outdoortrainer Ihre Auswahl der Fackeln je nach geplantem Vorgehen anpassen. Zum Anzünden werden außerdem Feuerzeuge oder Streichhölzer benötigt.
Gegebenenfalls: Tisch, auf den die Fackeln zur Auswahl gelegt werden, bzw. Kiste, in denen Ersatzfackeln auf dem Weg lagern. Informationsblätter zur Fackel zum Auslegen oder kleine direkt an der Fackel befestigte Informationszettel, die die Brenndauer angeben.
Zur Sicherheit empfiehlt es sich, ein oder mehrere große feuchte Stofftücher bei der Fackelwanderung mitzuführen, die sich am besten in einer Tragetasche aus Plastik transportieren lassen.
Teilnehmerzahl
ca. 6 – 30 Teilnehmer. Bei mehr Teilnehmern empfiehlt es sich wegen der besseren Überschaubarkeit die Gruppe zu teilen.
Anforderungen an die Teilnehmer
Physisch: leicht
Mental: leicht bis mittel
Zeitbedarf
1 bis 2 Stunden. Es kommt außerdem auf den geplanten Lerneffekt an, auf die Länge und Beschaffenheit der Wegstrecke und die Kondition der Teilnehmer. Ein durchschnittlicher Fußgänger kann in einer Stunde bei langsamem Gehen eine Strecke von ca. 4-5 km zurücklegen.
Einige Variationen von Fackellauf / Fackelwanderung
Je nach Bedarf der Teilnehmer können Sie als Outdoortrainer mithilfe verschiedener Variationen den Schwierigkeitsgrad steigern oder verringern. Dazu haben Sie zum Beispiel folgende Variationsmöglichkeiten:
1. Um den Teilnehmern das Lernziel „schonender oder kostensparender Umgang mit Ressourcen“ auf die sanfte Art zu vermitteln, können beispielsweise von Beginn an weniger Fackeln als Teilnehmer zur Verfügung gestellt werden. Bitte achten Sie bei dieser Variation darauf, dass Sie Fackeln mit langer Brenndauer wählen, damit diese nicht unterwegs erlöschen.
Zusätzliche Lernziele
- Hilfeverhalten
- Improvisationsvermögen
- Überzeugungsvermögen
2. Liegt der Schwerpunkt auf einer Schulung des vorausschauenden Denkens und Handelns und des Planens bezüglich des Umgangs mit Ressourcen, können Sie als Outdoortrainer den Teilnehmern zusammen mit den Fackeln ein Informationsblatt zur Verfügung stellen. Dieses enthält einen Hinweis auf die Brenndauer der Fackeln. Zusätzlich können Sie weitere eigentlich selbstverständliche Informationen dazuschreiben, z.B. zur Beachtung des Brandschutzes, zur Art, wie die Fackel getragen werden sollte etc. Sie können auch Hinweise mit aufnehmen, die überhaupt nichts mit dem Gebrauch von Fackeln zu tun haben. Die Teilnehmer sind dann gehalten, sich die relevanten Informationen daraus auszuwählen und ihr Verhalten dementsprechend zu verändern.
Es besteht auch die Möglichkeit, kleine Zettel zur Brenndauer an jeder Fackel anzubringen. Einige Teilnehmer werden diese lesen, andere beachten sie möglicherweise nicht. So merken die Teilnehmer erst beim Erlöschen der ersten Fackeln auf der Wegstrecke, dass sie Fackeln unterschiedlicher Brenndauer erhalten haben.
Zusätzliche Lernziele
- Vorausschauendes Denken und Handeln
- Problemlösung
- Strategie
- Informationsweitergabe
3. Bei dieser Variation werden Fackeln verwendet, deren Brenndauer circa halb so lang ist, wie die Teilnehmer für die gesamte Wegstrecke benötigen. Sie können als Outdoortrainer die Situation zusätzlich erschweren, indem Sie keine Informationen zur Brenndauer der Fackeln zur Verfügung stellen. Für jeden Teilnehmer ist zunächst eine Fackel eingeplant. Die Teilnehmer können selbst entscheiden, ob sie alle sofort zu Beginn ihre Fackel anzünden oder nicht.
Ihrer Phantasie als Outdoortrainer sind kaum Grenzen gesetzt. Sie können beispielsweise vor der Fackelwanderung auf der halben Wegstrecke bereits eine Kiste mit Ersatzfackeln deponiert haben, die dann an die Teilnehmer verteilt werden, wenn die ersten Fackeln nahezu alle erloschen sind. Sie können auch unbemerkt selbst einige Ersatzfackeln mitnehmen, so dass jeweils mehrere erloschene Fackeln nur durch eine neue ersetzt werden können.
Zusätzliche Lernziele
- Problemlösung
- Durchhaltevermögen
- Umgang mit knappen Ressourcen
4. Bei einem mehrtägigen Outdoor Training können Sie eine Fackelwanderung an zwei Abenden einplanen. Beim ersten Abend gehen Sie in der in Variation 3 beschriebenen Art vor. Welche Veränderungen sich durch die Erfahrung bei der ersten Fackelwanderung und die anschließende Reflexion ergeben haben, wird bei der zweiten Fackelwanderung am nächsten Abend deutlich. Zur Steigerung können Sie bei der zweiten Fackelwanderung für erloschene Fackeln keine neuen mehr zur Verfügung stellen.
Zusätzliche Lernziele
- Vorausschauendes Denken und Handeln
- Umgang mit knappen Ressourcen
- Problemlösung
- Kreativität
Wenn Sie sich mit einem Outdoor Experten über Fackellauf, Fackelwanderung und Nachtwanderung austauschen möchten, nehmen Sie bitte einfach Kontakt zu uns auf.